1. Wenn GUI-Änderungen nerven
Viele langjährige Thunderbird-Nutzer kennen das Problem:
Mit fast jedem größeren Update verändert sich das Aussehen der Benutzeroberfläche.
Menüs wandern, Buttons sehen anders aus, Abstände wirken ungewohnt – und der geliebte „Classic Look“ scheint mit jeder Version weiter zu verschwinden.
Wer sich nicht jedes Mal an ein neues Layout gewöhnen möchte, kann auf eine wenig bekannte, aber sehr mächtige Möglichkeit zurückgreifen: CSS-Anpassungen direkt in Thunderbird.
2. Thunderbird lässt sich optisch anpassen
Thunderbird basiert – wie Firefox – auf der Gecko-Engine.
Die gesamte Oberfläche wird intern mit XUL (XML User Interface Language) aufgebaut, und deren Darstellung wird durch CSS gesteuert.
Das heißt: Mit eigenen CSS-Dateien kann man fast jedes Element umgestalten, verschieben oder ganz ausblenden.
3. Was steuert CSS in Thunderbird?
CSS (Cascading Style Sheets) ist in Webseiten der Standard für Layout und Design.
In Thunderbird gilt das Gleiche – nur beziehen sich die CSS-Regeln nicht auf HTML-Elemente, sondern auf die XUL-Elemente der Oberfläche.
Man kann damit u.a.:
-
Buttons ausblenden oder umplatzieren
-
Menüs verschieben
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Abstände anpassen
-
Farben, Rahmen und Hintergründe verändern
4. Auf Elemente zugreifen und sie verändern
Um gezielt Änderungen vorzunehmen, muss man die IDs oder Klassen der Oberfläche kennen.
Diese lassen sich mit den Entwicklerwerkzeugen von Thunderbird herausfinden (ähnlich wie im Browser-Inspektor).
Vorgehensweise:
-
CSS-Ordner anlegen
Im Thunderbird-Profilordner den Unterordnerchrome
erstellen (falls nicht vorhanden). -
Datei
userChrome.css
erstellen
In diesen Ordner die DateiuserChrome.css
legen, in der alle Anpassungen stehen. -
CSS-Anpassungen aktivieren
In den Thunderbird-Einstellungen unter Allgemein → Konfiguration bearbeiten den Werttoolkit.legacyUserProfileCustomizations.stylesheets
auftrue
setzen. -
Thunderbird neu starten
Änderungen werden erst nach einem Neustart sichtbar.
5. Beispiel: Classic Look wiederherstellen
Das folgende CSS passt Thunderbird optisch an den klassischen Stil an.
Es blendet unnötige Elemente aus, verschiebt Menüs und Toolbars und sorgt für eine aufgeräumte Oberfläche.
Speichere den Code als userChrome.css
im Profilordner unter chrome
:
/* 1. "Bereiche"-Button ausblenden */ #spacesPinnedButton { display: none !important; } #unifiedToolbarContent { padding-inline-start: 0 !important; margin-inline-start: 0 !important; } /* 2. Menüleiste ganz nach oben verschieben */ #toolbar-menubar { order: -1 !important; -moz-box-ordinal-group: 0 !important; } /* 3. Schnellfilter-Box nach rechts verschieben */ #quick-filter-bar > * { order: 0; } #qfb-qs-textbox { order: 99 !important; /* ganz nach rechts */ margin-left: auto !important; /* Abstand zu den Buttons */ } /* 4. Sichtbare Trennlinie unabhängig von Auswahlhintergrund */ #threadTree { border-bottom: 4px solid color-mix(in srgb, currentColor 25%, transparent) !important; } #messagePaneSplitter { background: none !important; min-height: 0 !important; } /* 5. ThreadPaneHeaderBar komplett ausblenden */ #threadPaneHeaderBar { display: none !important; } /* 6. Quick Filter Buttons ausblenden */ #qfb-tags, #qfb-inaddrbook, #qfb-starred, #qfb-sticky { display: none !important; } /* 7. Toolbar-Buttons in den Tab verschieben */ toolbar { order: -1; }
6. Fazit
Mit ein paar gezielten CSS-Zeilen lässt sich Thunderbird optisch deutlich entschlacken und dem vertrauten „Classic Look“ annähern.
Der große Vorteil: Man behält volle Kontrolle über die Oberfläche – selbst wenn Mozilla im nächsten Update wieder am Design schraubt.
Wer einmal damit angefangen hat, merkt schnell: Thunderbird-CSS ist der Schlüssel zu einer Oberfläche, die genau so aussieht, wie man sie will.
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